Zombi Child

Im Jahr 1962 in Haiti wird ein Mann aus dem Totenreich zurückgeholt und in die qualvolle Arbeit in den Zuckerrohrfeldern verbannt; fünfzigfünf Jahre später verknüpft Bertrand Bonellos Film diese grausame Vorgeschichte mit dem Leben an einem elitären Internat in Paris, wo eine junge Schülerin haitianischer Herkunft und ihr Umfeld mit der Erinnerung, den Ritualen und dem mythologischen Erbe ihrer Heimat ringen. Durch den Gegenwartsstrang nähern sich Freundschaften, Eifersucht und jugendliche Sehnsüchte langsam den dunklen Schatten der kolonialen Vergangenheit an, während heimlich vollzogene Rituale und okkulte Praktiken das Unsagbare sichtbar machen.

Der Film arbeitet weniger mit Effekthascherei als mit Atmosphäre: bildgewaltige Einstellungen, ein eindringlicher Soundtrack und ein lakonischer, fast poetischer Erzählton erzeugen eine beklemmende Verknüpfung von Historie und Gegenwart. Ausgangspunkt ist die Legende des Zombi als Metapher für entfremdete Körper und ausgebeutete Leben; daraus entwickelt sich ein sensibles Drama über Erinnerung, Macht, kulturelle Aneignung und die Frage, wie die Narben kolonialer Gewalt bis in die jüngste Generation nachwirken.